Erster "Begleitausschuss Apfelstädt"

Konstituierende Sitzung vom Begleitausschuss Apfelstädt

Die konstituierende Sitzung des Begleitausschusses fand am 21. November im Gemeindehaus in Neudietendorf statt. Vertreten in dem Ausschuss sind über die beteiligten Institutionen Thüringer Landesamt für Umwelt, Bergbau und Naturschutz (TLUBN), der Landkreis Gotha, Thüringer Fernwasserversorgung (TFW) und Umweltministerium (TMUEN) hinaus, die Bürgermeister der anliegenden Gemeinden Nesse-Apfelstädt, Christian Jacob, für die Gemeinde Drei Gleichen ist Ortschaftsbürgermeister von Günthersleben/Wechmar, Frank Ritter, in der Runde und Sven Dahmen, er vertitt als Ortschaftsbürgerbermeister die Interessen der Gemeinde Wandersleben (Drei Gleichen). Eingebunden sind ebenfalls die Bürgerinitiative „Lebensraum Apfelstädt“ und der Landesanglerverband Thüringen e. V..

Alle Institutionen eint das Ziel: Mehr Wasser für die Apfelstädt.

Umsetzungen seit Unterzeichnung der Vereinbarung im September

Die auf der Informationsveranstaltung in Apfelstädt angekündigten Mehrabgaben an die Apfelstädt erfolgten gemäß der Vereinbarung im Zeitraum vom 7. September bis 31. Oktober. Im Zeitraum wurde am Georgenthaler Pegel 1 nach dem Teilerwehr ein Durchfluss von 0,4 Kubikmeter pro Sekunde und mehr durch zusätzliche Wasserabgaben aus der Talsperre Schmalwasser sichergestellt. Am Pegel Ingersleben wurde für diesen Zeitraum ein mittlerer Durchfluss von 0,135 Kubikmeter in der Sekunde registriert. Die Mehrabgaben in dem knapp zweimonatigen Betrieb konnten die Versinkungszone zwischen Hohenkirchen und Wechmar in den trockenen Monaten nicht überbrücken.

Die erhöhten Abgaben erfolgten bei ausbleibenden Zuflüssen zu den Talsperren, die Talsperre Schmalwasser verzeichnete am 31. Oktober einen Stauinhalt von 7,575 Millionen Kubikmeter, was nur rund 37,4 Prozent des Vollstauinhaltes entspricht. Dieser Wert lag weit unter dem in der Vereinbarung definierten Mindeststauinhalt der Talsperre Schmalwasser in Höhe von 13 Millionen Kubikmeter für den Monat Oktober.  

Das TLUBN hat die Instrumentierung des Monitoringmessnetzes im Bereich Oberflächenwasser bereits durchgeführt. Die Bereiche Gewässergüte und Grundwasser sind derzeit in Einrichtung und werden bis Ende des Jahres einsatzbereit sein.

Die ersten Zwischenergebnisse des vom Landkreis Gotha beauftragte Monitoring des Gewässers Apfelstädt werden derzeit ausgewertet.

Wesentliche Inhalte der Vereinbarung

Die Vereinbarung zwischen TLUBN, TFW und dem Landkreis Gotha sieht eine Mehrabgabe an die Apfelstädt über die Mindestabgabe hinaus im Zeitraum von 1. Mai 31. Oktober in den kommenden fünf Jahren (bis 31.10.2027) vor. Ziel ist eine erhöhte Wasserführung der Apfelstädt in Trockenphasen. Die Zusatzabgaben sollen vorgenommen werden, wenn die natürlichen Zuflüsse ausbleiben. Mit der Vereinbarung über die kommenden fünf Jahre geht die Genehmigung zur modifizierten Speicherbewirtschaftung der Talsperre Schmalwasser einher, um die Mehrmengen in der Winterperiode einspeisen zu können. Begleitend wird ein umfassendes Monitoring zur Gewässerökologie und Gewässergüte durch das LRA Gotha und das TLUBN erfolgen. Darüber hinaus wird über das TLUBN die natürliche Flussversinkungszone im Bereich des Oberen und Mittleren Muschelkalks einem kontinuierlichen Monitoring unterzogen und untersucht. Ziel ist die gesamtheitliche Beurteilung der Auswirkungen des zusätzlichen Abflusses auf das Flusssystem der Apfelstädt und seiner angekoppelten Grundwassersysteme. Das Untersuchungsgebiet soll sich vom Thüringer Wald im Südwesten bis zur Ortschaft Ingersleben erstrecken.  

Das Auslösekriterium und die Höhe der Niedrigwasseraufhöhung wird jeweils für den Zeitraum einer Periode niedriger Wasserführung (1. Mai bis 31. Oktober) durch die unterzeichnenden Institutionen gemeinsam festgelegt. In die Feststellung fließen die Ergebnisse des begleitenden Monitorings ein.  

Statements der beteiligten Institutionen

  

Bürgerinitiative „Lebensraum Apfelstädt“

Aus Sicht der BI war dieser Termin nicht zufriedenstellend. Jedoch begrüßen wir den sachlichen Austausch zur momentanen Situation der Apfelstädt. Nach unserer Einschätzung ist die Abgabemengen von 400 l/sec oder weniger an die Apfelstädt sind zu gering. Weiterhin ist es unbefriedigend, dass über eine wirkliche, dargebotsbezogene Reduzierung der Abgabemenge an die Westringkaskade bis hin zur Abschaltung nicht diskutiert wird.

Die BI fordert die Erhöhung der Abgabemenge über die 400 l/sec hinaus auf 800 bis 1000 l/sec, auch wenn dies zu Lasten der Abgabemenge in die Westringkaskade geht. Weiterhin halten wir die Einbeziehung des Pegel Ingersleben als Grundlage des Monitorings dringend erforderlich.

Thüringer Fernwasserversorgung

Wir haben im vereinbarten Zeitraum die erhöhten Wasserabgaben an die Apfelstädt abgegeben und sehen jetzt unsere Hauptaufgabe darin, die Talsperren über die Wintermonate durch das geänderte Talsperrenmanagement auf einen hohen Füllstand zu bringen. Das ist die Voraussetzung, um mehr Wasser für die kommende Abgabeperiode zur Verfügung zu haben. Eine Fortführung über den vereinbarten Zeitraum, also über den 31. Oktober hinaus, ist aufgrund des niedrigen Stauinhalts der Talsperre und der außerordentlich niedrigen Grundwasserstände nicht vertretbar. Wir setzen darauf, dass die Ursachen für die erheblichen Versinkungen und das Trockenfallen der Apfelstädt zwischen Hohenkirchen und Wechmar ermittelt werden können.

Landesanglerverband Thüringen

Die Apfelstädt ist nach wie vor ein Fluss, welcher großflächig kein Wasser führt und aktuell kein aquatisches Leben möglich ist. Ein Fluss in dem sich einst Bachforellen und Äschen tummelten. Der Landesanglerverband Thüringen e.V. (LAVT) vertrat von Anfang an den fachlichen Standpunkt, dass eine Wasserabgabe von 0,4m³/s in keinem Fall ausreichend ist, damit wieder Fische in der Apfelstädt überleben können. Dabei wäre ausreichend Wasser für den Fluss vorhanden. Im Rahmen einer Lösungsfindung für mehr Wasser in der Apfelstädt muss auch die Untersuchung der Einflüsse der Westringkaskade auf die Apfelstädt mit in das Monitoring aufgenommen werden. Dem LAVT fehlen klare Aussagen, was aktuell für die Apfelstädt unternommen wird, da sich zweifelsfrei herausgestellt hat, dass die Wasserabgabe von 0,4 Kubikmeter pro Sekunde viel zu wenig ist.

Die Sitzung war von gegenseitiger Achtung und guten Diskussionen geprägt. Doch der stetige Hinweis auf das Monitoring hilft dem trockenen Fluss Apfelstädt aktuell nicht. Wir müssen jetzt pragmatisch handeln.

Landkreis Gotha

Die konstituierende Sitzung des Begleitausschusses hat die Bandbreite von Konstruktivität und Kritik geboten, die zu erwarten war. Es stehen sich nach wie vor Positionen gegenüber, die teilweise weit auseinandergehen. Aus Sicht des Landkreises kommt es jetzt nicht darauf an, diesen Konflikt auszufechten, sondern ihn auszuhalten, auf weitere Ergebnisse (z.B. des Monitorings) zu warten und diese zu gegebener Zeit zu diskutieren.

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