Modellversuch für das HRB Straußfurt an der TU Dresden gestartet
Im Großen Wasserbaulabor der TU Dresden nimmt derzeit ein zukunftsweisendes Projekt Gestalt an. Für das Hochwasserrückhaltebecken (HRB) Straußfurt ist die geplante Hochwasserentlastungsanlage im Maßstab 1:20 als physikalisches Modell aufgebaut. Die Thüringer Fernwasserversorgung (TFW) erprobt hier bis ende des Jahres 2025 gemeinsam mit dem Ingenieurbüro Tractebel Hydroprojekt und der Forschung, wie sich die geplante Modernisierung unter realitätsnahen Bedingungen bewährt – für mehr Klimaresilienz und Hochwassersicherheit in Thüringen und bis nach Sachsen-Anhalt hinein.
Die TU Dresden zählt zu den führenden Forschungseinrichtungen im Bereich Wasserbau in Deutschland. Ihre Expertise bei der Untersuchung komplexer hydraulischer Prozesse macht sie zum idealen Partner für diese anspruchsvolle Modelluntersuchung.
Dabei geht es nicht nur um hydraulische Modellierung, sondern auch um Fragestellungen wie Materialprüfung und Lebenszyklusbetrachtung von Bauwerken. So entsteht ein Hochwasserschutzsystem, das auf dem neuesten Stand der Technik basiert und dabei flexibel genug bleibt, um auf künftige Herausforderungen mit Reserven reagieren zu können.
Modellversuch für eine zukunftsorientierte Anpassung
Das Rückhaltebecken wurde unter der Maßgabe der damals zu erwartenden Spitzenzuflusswerte von 400 Kubikmeter in der Sekunde geplant und errichtet. Klimawandel, Veränderungen und Begradigungen des Flusslaufs führen heute zur Verdopplung der Bemessungsgrundlage auf 888 Kubikmeter pro Sekunde. Für die Vergrößerung des Speichervolumens des HRB Straußfurt wurde durch eine Studie im Jahr 2020 die grundsätzliche Machbarkeit bestätigt. Unter den bautechnischen Maßnahmen sind beispielsweise der Ersatzneubau des Abschlussbauwerkes, die Anpassung der Hochwasserentlastungsanlage und der vorhandenen Dammbauwerke.
Geprüft werden im Modell unter anderem die hydraulische Leistungsfähigkeit, die Energieumwandlung im Tosbecken. Dabei rauscht das Wasser mit einer simulierten Abflussmenge von über 600 m³/s durch die Rinne – mehr als es bei bisherigen extremen Hochwasserereignis vorkam. Am Modell lässt sich genau beobachten, wie das Wasser auf Hindernisse trifft, Energie verliert und geschwächt sicher an die Unstrut abgeführt wird.
Die Tests laufen bis Ende 2025 und fließen direkt in die Ausführungsplanung der geplanten Bauabschnitte ein.
Guter Hochwasserschutz seit mehr als 60 Jahren
Das HRB Straußfurt schützt seit 1960 zuverlässig die Menschen und die Infrastruktur entlang der Unstrut – von Sömmerda bis Freyburg in Sachsen-Anhalt. Doch das Klima verändert sich, Extremwetterlagen nehmen zu, die Anlagenteile sind gealtert und die technischen Regelwerke haben sich verändert. Damit steigen auch die Anforderungen an diese technische Infrastruktur. Künftig wird es noch mehr leisten:
Die geplante Vergrößerung des Speichervolumens um 10 Millionen Kubikmeter auf insgesamt 28 Millionen Kubikmeter soll künftig auch bei stärkeren Zuflüssen – infolge von Starkregen und Klimawandel – wirksam Schutz bieten. Im Nationalen Hochwasserschutzprogramm nimmt das HRB damit eine Schlüsselrolle ein.
Funktion trotz Bauzeit gesichert
Im Dezember 2024 wurden die Genehmigungsunterlagen für das komplexe Bauvorhaben beim Thüringer Landesamt für Umwelt, Bergbau und Naturschutz (TLUBN) eingereicht. Im Zuge der Auslegung wurden die Träger öffentlicher Belange und Betroffene im Genehmigungsprozess durch das TLUBN beteiligt. Der Erörterungstermin für das Planfeststellungsverfahren findet am 2. September 2025 statt. Im Anschluss an die Genehmigung erfolgt die Ausführungsplanung, sodass die TFW den Beginn der notwendigen Maßnahmen Ende 2026 anstrebt.
Bis 2034 sollen alle Maßnahmen zur Instandsetzung und Erweiterung umgesetzt sein – bei durchgehender Funktionalität der Hochwasserschutzanlage.
Bund und Land fördern das Projekt
Das rund 82 Millionen Euro umfassende Vorhaben zum Hochwasserschutz wird im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes“ vom Bund anteilig und dem Freistaat Thüringen finanziert.