Thüringens Stauanlagen feiern Jubiläen

im Bau befindliche Staumauer mit Gerüst auf der Luftseite der Staumauer sowie die Arbeitenden sind auf der schwarz/weiß-Aufnahme
Eine Aufnahme aus der Bauzeit der Talsperre Neustadt. Quelle: Talsperren- und gewässerkundliches Archiv

Thüringen ist Talsperrenland. Die Bewirtschaftung von rund 120 Stauanlagen in Thüringen obliegt der Thüringer Fernwasserversorgung (TFW). Sie kümmert sich also um die Versorgung einer Vielzahl von kommunalen Trinkwasserversorgern mit Rohwasser aus den sechs Trinkwassertalsperren Thüringens. Aber auch der Hochwasserschutz gehört zu den Aufgaben der TFW, da sie überschüssiges Wasser bei starken Regenfällen zurückhält und kontrolliert an Flüsse und Bäche abgibt, damit Ortschaften nicht überflutet werden.

Die historischen Stauanlagen

Die beiden ältesten Talsperren in Thüringen sind die Talsperren Tambach-Dietharz und Neustadt. Die Inbetriebnahme und damit auch die Fertigstellung und Einweihung der Trinkwassertalsperre Neustadt erfolgte am 13. Oktober 1905. Somit kann die TFW nun schon auf 120 Jahre Fachwissen zurückblicken. Erbaut wurde die Gewichtsstaumauer der Talsperre Neustadt nach dem Intze-Prinzip, einer Bauweise, die sich um die Jahrhundertwende etablierte und nach dem damaligen Talsperrenpionier Otto Intze benannt wurde. Damit ist sie ein frühes Denkmal des modernen Talsperrenbaus in Thüringen und auch heute noch von kulturhistorischer Bedeutung. Das hohe Alter der Talsperre sowie die unverändert erhaltenen technischen Besonderheiten sind Gründe dafür, dass die Talsperre mittlerweile unter Denkmalschutz steht.

Die Jüngste

Ein großes Projekt, das von diesem angesammelten Wissen profitieren konnte, war die Errichtung der Talsperre Leibis/Lichte. Sie ist die jüngste Trinkwassertalsperre in ganz Deutschland. Im Oktober 2010 – also vor 15 Jahren – war sie erstmalig vollständig angestaut.

Jubiläen in Ostthüringen

Bei der Talsperre Zeulenroda scheiden sich die Geister, ob 1968 oder 1970 der erste Spatenstich erfolgte. Eins ist jedoch klar: In diesem Jahr wird das Zeulenrodaer Meer mindestens 55 Jahre alt. Eine Dekade später begann der Probestau der Talsperre Triptis und im Jahre 1990 haben die Mitarbeitenden der TFW-Vorgängerinstitution den Bau der Vorsperre Deesbach fertiggestellt. Letztere ist der Trinkwassertalsperre Leibis/Lichte vorgelagert und verfügt über tolle Wanderwege. Erst kürzlich hat das lokale TFW-Team dort eine neue Infotafel für alle, die mehr über die Welt der Talsperren wissen wollen, angebracht.  

Auch im Greizer Raum feiern zwei Stauanlagen ihr Jubiläum. Zum einen fand vor 90 Jahren, im Dezember 1935, die feierliche Einweihung der Talsperre Auma/Eisenhammer statt. Zum anderen wird die Talsperre Hohenleuben dieses Jahr 50 Jahre alt.

Jubiläen in Mittel- und Nordthüringen

Neben der bereits erwähnten Talsperre Neustadt, die nun seit 120 Jahren in Betrieb ist, feiert auch das Hochwasserrückhaltebecken Luhne-Lengefeld einen recht hohen Geburtstag. Vor 70 Jahren wurde es eingeweiht.

Im Mittelthüringer Raum wird die Talsperre Heyda, bekannt als beliebter Naherholungsort, 45 Jahre alt. Die Trinkwassertalsperre Ohra ist nochmal 20 Jahre älter. Seit 65 Jahren dient sie nun schon als wichtiges Trinkwasserreservoir. Dem Versorgungssystem schlossen sich im Laufe der Jahre die Regionen Arnstadt, Gotha, Erfurt, Weimar, Sömmerda, Bad Langensalza und Jena an. In den letzten Jahren hat sich die TFW intensiv mit der Wiederbewaldung um die Talsperre Ohra beschäftigt, da klimastabile Laubmischwälder in der Einzugszone von Talsperren den Schutz des Wassers nachhaltig stärken.

Auch die Talsperre Lütsche verzeichnet mit 90 Jahren ein stolzes Alter. Ursprünglich wurde sie zur Bereitstellung von kalkarmem Wasser für den Bahnverkehr errichtet. Da aber auch Stauanlagen dem Zahn der Zeit unterliegen, wird ihre Generalinstandsetzung derzeit geplant und soll 2026 zur Genehmigung eingereicht werden. So gewährleistet die TFW, dass die Talsperre auch in den kommenden Jahrzehnten ihrer wichtigen Aufgabe des Hochwasserschutzes gerecht wird. Bereits 2024 wurden wichtige Vorbereitungen für die geplante Generalinstandsetzung getroffen, etwa die Vergabe der Planungsleistungen, umfangreiche Bauwerksuntersuchungen sowie Zustandsanalysen.

Jubiläen in Südthüringen

Die Trinkwassertalsperre Schönbrunn feierte bereits im Februar ihren 50. Geburtstag. Das Hochwasserrückhaltebecken (HRB) Ratscher wird 40 Jahre alt. Bei beiden Stauanlagen tut sich derzeit einiges:

Im Frühjahr 2024 begannen die ersten Schritte der Generalinstandsetzung der Talsperre Schönbrunn. Im Fokus steht dabei die umfassende Sanierung des Entnahmeturms mit seinen beiden Turmkammern – ein in logistischer wie technischer Hinsicht anspruchsvolles Vorhaben. Mit der Maßnahme erfolgt die Erneuerung der Stahlwasserbauausrüstung, der Mess-, Steuer- und Regel-Technik sowie die Einrichtungen der messtechnischen Bauwerksüberwachung. Die Arbeiten an den Turmkammern erfolgen abschnittsweise, um die Trinkwasserversorgung während der Bauzeit sicherzustellen. Derzeit wird die Vorsperre der Talsperre für einen möglichst kurzen Zeitraum um maximal sieben Meter teilabgesenkt, um notwendige physikalische Untersuchungen am Staudamm der Vorsperre durchzuführen. Diese Untersuchungen sind wichtig für die Planungen der Generalinstandsetzung.

Die Sanierung des HRBs Ratscher startete Anfang des Jahres und soll bis Ende 2026 umgesetzt werden. Dazu gehören umfassende Maßnahmen zur Erhöhung der 630 Meter langen Wellenumlenker des Damms sowie die Erneuerung der wasserseitigen Asphaltbetonaußendichtung. Mit der vollständigen Erneuerung und Erhöhung der Wellenumlenker auf der Dammkrone soll die Sicherheit der Stauanlage auch für erhöhte Bemessungsgrenzen für Hochwasserereignisse angepasst werden. Weiterhin ist für die verwitterte Schutzschicht der Asphaltbetonaußendichtung eine komplette Erneuerung vorgesehen, um das Absperrbauwerk für weitere Jahrzehnte wasserseitig verlässlich zu versiegeln. Für die Arbeiten auf der Wasserseite des Damms mussten die ausführenden Gewerke weit unten am Damm ansetzen, was nur bei einem entleerten Staubecken möglich war.

Thüringen hält also an seinem Status als Talsperrenland fest, indem die TFW die vorhandene wasserwirtschaftliche Infrastruktur wartet, saniert und auf den neuesten Stand bringt. Schließlich soll sowohl die Trinkwasserversorgung als auch der Beitrag zum Hochwasserschutz weiterhin gewährleistet sein. Auch haben die Gewässer mit der Zeit weitere Funktionen erhalten, so dienen sie als beliebte Ausflugsorte zum Wandern und für die Naherholung oder sie werden als Angelgewässer genutzt.

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