Erfurt – Auch wenn der Juli nass war – die Monate Februar bis Juni des Jahres 2025 gehören zu den niederschlagsärmsten der letzten 60 Jahre. Das zeigt sich insbesondere bei der Talsperre Ohra, aus der große Teile Mittelthüringens mit Trinkwasser versorgt werden. Die Thüringer Fernwasserversorgung (TFW) reagiert deshalb frühzeitig und in enger Abstimmung mit den regionalen Wasserversorgern auf die aktuelle Entwicklung.

„Die Talsperre Ohra verzeichnete in den vergangenen Monaten historisch geringe Zuflüsse. Dennoch ist die Trinkwasserversorgung weiterhin gesichert“, sagt Dieter Linz, Betriebsleiter der TFW. „Entscheidend ist, dass wir gemeinsam mit unseren Kunden vorausschauend handeln und alle Möglichkeiten der Steuerung und Kompensation ausschöpfen.“

Talsperreninhalt niedriger als in den Vorjahren – aber Versorgung weiterhin stabil

Zum 5. August 2025 liegt der Stauinhalt der Talsperre Ohra bei 9,394 Millionen Kubikmetern – rund 30 Prozent unter dem Vorjahreswert (13,512 Mio. m³). Bereits im Februar 2025 begann der Stauinhalt infolge ausbleibender Zuflüsse zu sinken. Die für das Frühjahr üblichen Niederschläge und die Schneeschmelze blieben nahezu vollständig aus. Auch im weiteren Verlauf dominierten Trockenheit, hohe Verdunstung und ein erhebliches Bodenfeuchtedefizit die Situation. Der etwas feuchtere Juli wirkte sich nur im Verbrauch dämpfend aus.

Solidarisches Handeln: Eigendargebote werden verstärkt genutzt

„Wir setzen auf Solidarität und gemeinsames Handeln“, betont Dieter Linz. Deshalb steht die TFW in engem Austausch mit den angeschlossenen Zweckverbänden und Wasserversorgern im Versorgungsgebiet Mittelthüringen. Diese verfügen teilweise über eigene Grundwasservorkommen, die sie – im Sinne einer gemeinsamen Verantwortung – gezielt verstärkt zur Versorgung ihrer Regionen einsetzen wollen. So kann die Entnahme aus der Talsperre Ohra reduziert und deren Ressourcen geschont werden.

Kontinuierliche Versorgung bleibt oberstes Ziel

Die Fernwasserversorgung durch die Talsperre Ohra speist monatlich durchschnittlich rund 1,8 Millionen Kubikmeter Trinkwasser ein – insbesondere für die Regionen Arnstadt, Gotha, Erfurt, Weimar, Sömmerda, Bad Langensalza und Teile von Jena. Oberstes Ziel ist es, die leitungsgebundene Versorgung auch bei längerer Trockenheit ohne Einschränkungen aufrechtzuerhalten.

Die TFW hat für solche Situationen einen mehrstufigen Maßnahmenplan, der technische Möglichkeiten in Abhängigkeit vom Füllstand der Talsperre vorsieht. Aktuell werden verstärkte Zuleitungen aus dem Stollensystem umgesetzt. Mit den lokalen Versorgern erfolgt eine enge Abstimmung und Vorbereitung zur erhöhten Nutzung lokaler Wasserquellen.

Lage an anderen Talsperren günstiger

Die ausbleibenden Zuflüsse sind thüringenweit zu verzeichnen. Die Situation an den anderen Thüringer Trinkwassertalsperren (Talsperre Leibis/Lichte, Talsperre Schönbrunn, Talsperre Neustadt und Talsperre Scheibe-Alsbach) ist weniger angespannt. Das Verhältnis zwischen Stauvolumen und der Abgabe aus den Talsperren ist günstiger. Dort liegen die Füllstände, gemessen an den Abgaben, in einem guten Verhältnis. Auch das trägt zur Sicherung der regionalen Wasserversorgung bei.

Ausblick: Vorausschauende Steuerung und enge Zusammenarbeit

Die TFW sieht die aktuelle Situation als neue Herausforderung im Kontext zunehmender Wetterextreme. „Wir stellen gemeinsam mit den angeschlossenen Zweckverbänden und Wasserversorgern schon jetzt die Weichen, damit die Versorgungssicherheit mit Trinkwasser stabil bleibt“, so Dieter Linz. Dazu gehören in Zusammenarbeit mit den genehmigenden Behörden die Überarbeitung betrieblicher Pläne, flexible Steuerung von Überleitungen, langfristige Investitionen in die Resilienz des Gesamtsystems – und der Schulterschluss mit allen Beteiligten.

Zurück