Talsperren der TFW gehen gut gefüllt in den Sommer

Talsperre Neustadt, Foto: TFW/Sourell

Die Trinkwassertalsperren gehen mit hohem Füllstand in das hydrologische Sommerhalbjahr. Die Ressourcen der sechs Trinkwassertalsperren, die durch die Thüringer Fernwasserversorgung (TFW) unterhalten werden, decken über 50 Prozent des gesamten Trinkwasseraufkommens im Freistaat. Der vergangene Winter wirkte sich auch positiv auf die Füllstände der Brauchwassertalsperren aus.

Fünf der sechs versorgungswirksamen Trinkwassertalsperren im Freistaat verzeichnen mit Ende des hydrologischen Winterhalbjahres Höchststände. Ihre Betriebsräume sind sehr gut gefüllt und stellen das Reservoire für die Versorgung mit dem qualitativ hochwertigen Lebensmittel „Trinkwasser“ sicher. Jährlich werden rund 53 Millionen Kubikmeter Wasser zur Trinkwasseraufbereitung aus den Talsperren von der TFW bereitgestellt. Die hohen Zuflüsse der vergangenen vier Monate waren auf mehrere Niederschlagsereignisse, zum Teil auch verbunden mit Schneeschmelze, zurückzuführen. Mit dem Monat Mai beginnt die Absenkzeit für die Talsperren. Bei normalem Witterungsverlauf erreichen die Stauräume im Oktober und November ihren niedrigsten Füllstand und verfügen dann wieder über genügend Freiraum für die zu erwartenden Niederschläge und Schneeschmelzen im darauffolgenden Winterhalbjahr.

Der sehr gute Füllstand ist auch der Weitsichtigkeit der Fachhydrologen zu verdanken. Jede Anlage hat einen Bewirtschaftungsplan in den auch aktuellen Wetterdaten einfließen. Dabei greifen sie auf Wetter- und Abflussdaten des Deutschen Wetterdienstes, des Thüringer Landesamtes für Umwelt, Bergbau und Naturschutz, der TFW sowie auf eigene Erfahrungen zurück. Sie haben vorausschauend die zu stauenden Wassermengen an den Anlagen angepasst und einen zeitigeren Einstaubeginn ermöglicht, um somit den oftmals fehlenden Niederschlägen im Monat April vorzubeugen.

Füllstände der Thüringer Trinkwassertalsperren

Talsperre

Aktueller Inhalt [Mio. m3] zum 12.05.2023

Prozent des Sommerstauziels [%]
Leibis/Lichte 31,754 95,5
Scheibe-Alsbach 1,954 101,2
Schönbrunn 22,170 99,7
Ohra 17,283 99,8
Neustadt 1,218 101,5
Tambach-Dietharz* 0,452 57,7

* Aufgrund einer Baumaßnahme wird die Talsperre Tambach-Dietharz im Jahr 2023 mit einem reduzierten Stauinhalt betrieben.

Hinweis TS Leibis/Lichte: Bedingt durch die ökologische Steuerung der Unterwasserabgabe findet an der Talsperre eine Auffüllung bis 100 Prozent Betriebsstauziel nur aller fünf bis zehn Jahre statt und ist eher die Ausnahme.

Brauchwassertalsperren für Bewässerungsvorhaben

Die TFW betreibt und unterhält rund 70 Anlagen mit Brauchwassernutzung. Derzeit wird aus zehn dieser Stauanlagen Brauchwasser für Industrie- und Agrarunternehmen zur Verfügung gestellt. Bei den Brauchwassertalsperren wird ebenfalls ein sehr guter Füllstand verzeichnet. Auch hier trugen die Niederschläge und die thüringenweite weiße Schneedecke wesentlich zu den ergiebigen Zuflüssen bei. Vor allem für die Anlagen im von Niedrigwasser betroffenen Thüringer Becken waren die Zuflüsse der letzten Wochen und Monate ein Segen. Die Talsperren Dachwig, Frohndorf, Großbrembach, Bachra und Großengottern im Thüringer Becken verzeichnen aktuell Füllstände von 85 bis 107 Prozent des Betriebsstauziels. An der Talsperre Lütsche konnte der Wasserstand seit dem Winterabstau um 8,86 Meter angehoben und bereits am 4. April das Sommerstauziel erreicht werden.

Langjährige Messergebnisse und Tendenzen

Die Bedeutung der Trinkwassertalsperren, der Brauchwassertalsperren und der Hochwasserrückhaltebecken nehmen eine immer wichtigere Rolle als ausgleichende Elemente im Wasserkreislauf wahr. Die Klimaveränderungen sind in den Messwerten der letzten 30 Jahre bereits deutlich erkennbar. So hat die Jahresmitteltemperatur gegenüber dem Zeitraum 1961-1990 thüringenweit um 1,1 Kelvin zugenommen und auch der Jahresniederschlag stieg um drei Prozent an. Hierbei ist die zeitliche Verteilung des Niederschlags von entscheidender Bedeutung: So nahm seit 1991 der Niederschlag in den Monaten April um 27 Prozent und Juni um 18 Prozent ab, das sind deutliche Anzeichen einer zunehmenden Frühjahrs- und Frühsommertrockenheit. Hingegen deutet die Zunahme des mittleren Juli-Niederschlags um 38 Prozent auf ein gestiegenes Starkniederschlagsrisiko hin. Die Auswirkungen auf den Wasserhaushalt der Einzugsgebiete der Talsperren sind je nach Standortcharakteristika unterschiedlich stark ausgeprägt. In Verbindung mit kürzeren, kleineren und zeitiger schmelzenden Schneerücklagen wurde an allen Standorten der Thüringer Talsperren in den letzten 30 Jahren eine deutliche Verschiebung des Abflussregimes beobachtet, hin zu einem immer mehr in den Wintermonaten geprägten Wasserdargebot. Direkte Folge dieser zeitlichen Konzentration ist eine stärkere Inanspruchnahme der Betriebsräume und daraus resultierende größere Wasserspiegelschwankungen in den Talsperren. Dies war insbesondere im Trockenjahr 2022 zu beobachten, mit sehr niedrigen Talsperrenzuflüssen im Sommerhalbjahr und Tiefstständen des Stauinhaltes der Trinkwassertalsperren im Monat Dezember.

 

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